Das Leben feiern, den Tod umarmen | Die Death-Positive-Bewegung
Niemand von uns beschäftigt sich gerne und freiwillig mit dem Tod und Abschiednehmen. Tritt der Tod aber völlig unerwartet in unser Leben, „geschieht“ oft vieles mit uns, das wir uns eigentlich anders gewünscht hätten. Nachträglich wissen wir, dass sich manches für uns auf andere Art stimmiger angefühlt hätte. Vielleicht eine bunte, kindgerechte Verabschiedung vom verstorbenen Kleinkind statt dem tristen Ritual, das üblicherweise vorgesehen ist? Ein lautes, dröhnendes Motorradtreffen als letzter Tribut an einen verstorbenen Bikerkollegen statt einer stillen Feier in der Kirche?
Jeder Abschied soll einzigartig und für den verstorbenen Menschen passend sein und nicht einem Standardprozedere folgen, das aus Überforderung und Unwissenheit an einen Bestatter abgegeben wird.
Über den Tod ins Gespräch kommen
Den Tod aus der Tabuzone holen
Sie bietet dafür Plattformen für offene Gespräche, innovative Ideen und alternative Ansätze im Umgang mit dem Tod. Durch Veranstaltungen, Workshops und Online-Initiativen wie BLOGs, Podcasts und Social-Media-Kampagnen werden aufklärende Informationen bereitgestellt und der Austausch über den Tod gefördert.
Die Death Cafés, die Sargbar, die School of Death und Initiativen wie "Ab unter die Erde" bieten etwa Räume für offene Gespräche über den Tod. Hier sitzen Menschen auf Bodenkissen, trinken Cocktails oder Kaffee und diskutieren über ihre eigenen Beerdigungen. Eine unverkrampfte Gelegenheit, sich mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen und neue Perspektiven zu gewinnen.
Schwarzer Humor und ein bewusster Blick auf die Endlichkeit
- Die App „Final Countdown“ berechnet eine Schätzung der eigenen Lebenserwartung aufgrund wissenschaftlicher Untersuchungen, individueller Gewohnheiten und persönlichem Lebensstil. Der angezeigte Countdown zum eigenen Lebensende soll motivieren, die verbleibende Zeit sinnvoll zu nützen.
- „Lantern.co“ bietet einen digitales Planungswerkzeug für das eigenen Begräbnis und ermöglicht es dadurch, Klarheit für Hinterblieben über die eigenen Vorstellungen und Wünsche zu schaffen. Das Planungstool deckt von Lieblingsmusik für die Beerdigung über letzte Botschaften an Angehörige bis hin zum Testament alle Bereiche ab, die man in Bezug aufs eigene Ableben regeln kann.
- „Beistand im Todesfall“ ist eine praktische App, die Angehörigen im Todesfall die Bewältigung der anstehenden Aufgaben erleichtern soll. Von Todesfall-To-Do-Listen über Kündigungsvorlagen bis hin zur Hilfe zum Verwalten des digitalen Erbes ist darin alles zu finden, was als Leitfaden für Hinterblieben dienen kann.
- Eine finale Bucketlist lässt sich mit der App „iWish“ erstellen und abarbeiten, denn man hat nur ein Leben. Also worauf warten?
- Einer bhutanischen Weisheit zufolge muss man 5 x am Tag über den Tod nachdenken, um glücklich zu sein. Nachdem Bhutan „das glücklichste Land der Welt“ ist, könnte es sein, dass an der Weisheit tatsächlich etwas dran ist... Die App „We croak“ („Wir kratzen ab“) schickt ihren daher Nutzern 5 mal im Tag zu zufälligen Zeiten eine Push-Benachrichtigung, die an den eigenen Tod erinnert und zum Nachdenken anregt. Die Erleichterung darüber, dass man nach wie vor am Leben ist, soll dankbar machen und den Fokus auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben richten.
Ein Plädoyer für das Leben
Die Death-Positive-Bewegung vermittelt eine positive Einstellung zum Tod, ohne dabei die Ernsthaftigkeit des Themas aus den Augen zu verlieren. Sie regt uns dazu an, das Leben bewusster zu leben, Prioritäten zu setzen und die Zeit, die uns bleibt, zu schätzen. Indem wir uns mit dem Sterben auseinandersetzen, können wir auch das Leben intensiver erfahren. 🌿💀