Trauer und Weihnachten | Wie überstehe ich die Festtage als trauernder Mensch? 15 Tipps
Den Tod eines geliebten Menschen zu bewältigen, ist an sich schon eine sehr schwere Aufgabe. Gerade aber zu Weihnachten, wenn alle Menschen eine fröhliche Stimmung verbreiten und es kein anderes Thema mehr gibt, als wer mit wem wie feiert, kann das für trauernde Menschen unerträglich werden. Bereits der Gedanke daran, dass man durch diese Tage und Wochen durchmuss, lässt Hinterbliebene oft verzweifeln. Für die einen steht die Welt still, während sie sich für die anderen einfach weiterdreht.
Die Zeit um Weihnachten lässt uns die Trauer noch intensiver erleben, da wir besonders spüren, wie endgültig der Tod eines geliebten Menschen ist. Manch einer erinnert sich schweren Herzens daran, wie das Weihnachtsfest früher war, man denkt daran wie schön es sein könnte und fürchtet sich davor, wie es nun tatsächlich sein wird.
Wie geht man nun am besten mit der Trauer zu Weihnachten um?
In der Trauer hat jeder Mensch unterschiedliche Bedürfnisse. Manche bevorzugen die Ablenkung im Kreis von verständnisvollen oder selbstbetroffenen Mitmenschen. Andere wiederum möchten am liebsten allein sein und sich abschotten. Am wichtigsten ist wohl, dass man gut in sich hineinhört, was man selbst braucht und sich zu nichts verpflichten lässt.
Wir möchten verschiedene Wege näher beleuchten, wie man Weihnachten in Trauer begehen kann und ein paar Gedankenanstöße für stimmige Weihnachten mitgeben.
Trauer und Weihnachten im Kreis von Familie oder Freunden
- Besonders wichtig ist es, sich selbst zuzugestehen, dass Trauer auch vor anderen sein darf. Das bedeutet, sich nicht verstecken zu müssen, wenn die Emotionen hochkommen. Denn die kommen sicher.
- Die Feiertage im Vorhinein zu planen, bringt Sicherheit und Halt. Die Tage bekommen eine Struktur. Wichtig dabei ist aber auch, sich die Hintertüre offen zu halten: „Ja, ich nehme an der Familienfeier teil, aber wenn es mir zu viel wird, darf ich mich zurückziehen.“ Daher ist sicher auch der nächste Rat sinnvoll.
- Wenn möglich, soll das Fest an einem Ort stattfinden, von dem du dich bei Bedarf zurückziehen kannst, ohne die anderen in ihrer Stimmung zu stören. Das kann bei deiner Familie, bei Freunden oder aber an einem öffentlichen Ort (zum Beispiel im Gasthaus, Hotel,…) sein. Findet die Feier bei dir zu Hause statt, ist ein Rückzug oft nur schwer möglich.
- Erfinde Rituale neu
Hat früher immer dein verstorbener Partner den Baum geschmückt, feiere vielleicht dieses Jahr ohne Baum. Oder teile diese Aufgabe jemanden zu, der den Partner hier symbolisch gut vertreten kann.
Hat die verstorbene Schwester früher immer ein besonderes Lied zu Weihnachten gesungen? Vielleicht gibt es davon eine schöne Ausgabe im Internet, die ihr in Erinnerung an sie nun jedes Jahr spielen könnt. - Führe Traditionen zum Andenken neu ein
Trauer und Weihnachten lassen sich nämlich vor allem durch neue Rituale besser miteinander vereinen.
Stell‘ ein Bild und Gedeck mehr auf den Tisch - als symbolischen Ehrenplatz für den Verstorbenen.
Schmücke den Baum in diesem Jahr mit schwarzen Sternen als Zeichen der Trauer.
Trauer und Weihnachten mit Kindern
Ideen, um Trauer und Weihnachten mit Kindern zu verbinden:
- Gemeinsam einen Weihnachtsschmuck für das Grab basteln
(Anregungen dazu findest du in unserem BLOG-Artikel Selbstgemachter Grabschmuck für Weihnachten.) - Eine Gedenkkerze für den verstorbenen Menschen verzieren
- Ein Geschenk des verstorbenen Menschen für das Kind unter den Christbaum legen
- Einen kleinen Christbaum bei einem gemeinsamen Besuch aufs Grab bringen
- Alternativ gibt es auch ein wunderschönes Ritual, das die Familie des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer* für ihren verstorbenen Sohn 1918 eingeführt hat: Vom Weihnachtsbaum zuhause wird ein Ast abgeschnitten und aufs Grab gebracht. So symbolisiert man, dass beim Weihnachtsfest ein wichtiger Mensch fehlt und dass er ins Fest mit einbezogen wird.
Tipp: Falls du nach kreativen Ideen suchst, wie du mit Kindern in Zeiten der Trauer durch gemeinsames Basteln Andenken an einen geliebten verstorbenen Menschen schaffen kannst, lies' doch hier weiter: Weihnachten mit Kindern nach einem Todesfall.
Trauer und Weihnachten im Rückzug
Hier ist es wichtig, gut für sich selbst zu sorgen. Das kann auf verschiedenen Wegen erfolgen:
- Eine schöne Musik hören, die der Seele guttut und (bei vorhandenem Appetit) etwas Gutes essen
- Mit Düften aus der Natur die Stimmung positiv unterstützen
Besonders geeignet in Phasen der Trauer ist der Einsatz von ätherischen Ölen: Das Öl der Bergamotte zum Beispiel ist stimmungserhellend, Benzoe sorgt für innere Wärme und Emotionsberuhigung, Blutorange spendet Kraft und Neroli ist DAS Notfalls-Öl schlechthin. Gerade in Zeiten der Trauer haben diese ätherischen Öle eine sehr positive Wirkung auf den Körper und die Seele. Einfach in ein Duftlämpchen geben oder auf ein Taschentuch (als Trockeninhalation) und bewusst tief einatmen. Du wirst fühlen, wie sich das Gefühl in deinem Körper verändert. - Einen Gedenkplatz für den verstorbenen Lieblingsmenschen einrichten und am Grab eine weihnachtliche Trauerkerze anzünden.
- Ein Trauerritual abhalten
Ideen dafür findest du in unserem BLOG-Beitrag Trauerrituale im Alltag. - Gesprächspartner für den Notfall finden
Besonders beliebt sind Trauergruppen im Internet und auf Facebook. Dort finden sich viele Gesprächspartner in einer ähnlichen Situation, die verstehen, was du durchmachst, und die sich gegenseitig Trost zusprechen.
Allzeit erreichbar und immer mit offenen Ohren sind auch die Mitarbeiter der Telefonseelsorge. Diese sind telefonisch und per Mail 24 Stunden täglich für Trauernde da.
Als trauernder Mensch hast du bestimmt das Gefühl, dass Weihnachten für dich nie wieder ein Fest der Freude sein wird. Ganz sicher wird sich aber deine Trauer im Laufe der Zeit verändern und auch Platz lassen für Freude, Glück und Leichtigkeit.
Wir wünschen dir viel Kraft und dass auch für dich bald wieder die Sonne scheint!
*Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, hrsg. von Eberhard Bethge. Gütersloher Verlagshaus Mohn, 11. Aufl. TB, Gütersloh 1980, S.99.
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